Auszug Badische Neusten Nachrichten vom 05.08.2006

Straßenbauer für die Einheit Europas

Leo Titz hat mit seiner Familienforschung Geschichte der Sudetendeutschen aufgearbeitet

DIE BUNDESVERDIENSTMEDAILLE überreichte OB Metzger dem Familienforscher Leo Titz (rechts) und gratulierte seiner Ehefrau Rita mit einen Blumenstrauß.

Bretten  BNN).   Die  Verdienstmedaille  des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreichte am Donnerstagabend Ober Bürgermeister Paul Metzger im Bürgersaal des Alten Rathauses an Leo Titz. Der als Kleinkind ans dem Sudetenland Vertriebene lebt seit 1946 in Bretten, verbringt seit zwanzig Jahren zusammen mit seiner Frau Rita unzählige Stunden im Staatsarchiv von Olmütz, kirchlichen und kommunalen Archiven aus Tschechien. Bisher hat der Familienforscher mehr als 200 000 Geburten, 60 000 Hochzeiten und 150 000 Sterbedaten aus  40 Ortschaften im Zeitraum 1659-1949 erfasst und der Öffentlichkeit der genealogisch Interessierten zur Verfügung gestellt.

In seiner Laudatio würdigte  der Oberbürger­meister dieses ehrenamtliche Engagement im Kontext des Bretten-Bezugs der Vertriebenen Geschichte und des europäischen Einigungsprozesses: „Leo Titz ist mit seiner Familienforschung ein "Straßenbauer für die Einheit Europas." Ein positives Zeichen dieses Völker verbindenden Wirkens von Leo Titz sei auch, dass die Vizebürgermeisterin von Olmütz/Olomouc, Dr. Marcela Hanakova, zu dieser Auszeichnung eines Heimatvertrieben nach Bretten gekommen sei.

In ihrem Grußwort betonte die Vizebürgermeisterin aus Olmütz die Werte der Völkerverständigung: Deutsche und Tschechen hätten viele Jahrhunderte hindurch friedlich zusammengelebt - erst die tragischem Ereignisse der Weltkriege haben dieses Miteinander akut gestört. Jetzt haben die Menschen wieder die Chance, an die alten, unterbrochenen Gepflogenheiten der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Verständnisses anzuknüpfen, Leo Titz sei ein leuchtendes Beispiel auf diesem Weg.

Auch Alfred Herold, Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Hessen, verlieh seiner Freude über die positiven politischen Entwicklungen Ausdruck. Er würdigte Leo Titz' Familienforschung als wichtige Facette der rund 800-jährigen Geschichte der Deutschen im Sudetenland, die nicht mit dem Schwert, sondern mit dem Pflug in der Hand, von böhmischer; Königen gerufen, friedlich in jene Landschaften eingewandert sind.

Den Gruß der Landesregierung überbrachte MdL Joachim Kößler. Ehrungen seien Stunden der Gerechtigkeit, zitiert« er Altbundeskanzler Adenauer, denn sie belohnen für viele Mühen, die ohne die öffentliche Anerkennung durch einen Verleihungsakt gar nicht bekannt würden. Leo Titz dankte für die lobenden Worte, vor allem aber sei er seiner Frau Rita zu Dank verpflichtet, die ihn nicht nur unterstützt, sondern einen wesentlichen Beitrag geleistet habe.

Mit dem Spiel der Jugendmusikschüler Isabell Weigel und Manuel Müller am Flügel erhielt die Feierstunde eine beschwingte Stimmung, die auch beim Empfang fortwirkte.

 

 

 

 

Bericht des Wiener Genealogenstammtisch 

austria-i@genealogy.net

3. HEIMAT- und AHNENFORSCHUNG im Kreis Bärn - Nordmähren

Leo u. Rita TITZ

leotitz@web.de  
http://www.leotitz.de    http://www.ahnenforschung-baern.de

 Das Ehepaar Leo und Rita Titz hat in jahrelanger Arbeit die Pfarrmatriken von rund 60 Orten in Nordmähren – Region Bärn komplett abgeschrieben und damit etwa 250.081 Geburten, 67.715 Hochzeiten und 187.934 Sterbedaten (Stand 01.02.2007) computermäßig erfaßt.

Es handelt sich um die Orte:

Altendorf, Altliebe,Altwasser,Andersdorf, Bärn, Bautsch, Bernhau, Bodenstadt, Brockersdorf, Christdorf, Deutsch Lodnitz, Deutschhausen, Dittersdorf a.d.F.,Dohle, Domstadtl, Drömsdorf, Epperswagen, Fünfzighuben, Gaisdorf, Geppertsau,Gersdorf, Giebau, Groß Dittersdorf, Groß Waltersdorf, Großwasser, Habicht, Hartau, Haslicht, Heidenpilsch, Heimerlsdorf, Herlsdorf, Hermsdorf, Herzogwald,Hof, Hombok, Karlsberg, Koslau, Kriegsdorf, Kunzendorf, Liebenthal, Lindenau, Maiwald, Milbes, Mödlitz, Neu Waltersdorf, Neudorf, Neudörfel, Neueigen,Neuhof, Neurode, Nürnberg, Obergrund, Ochsenstall, Ölstadtl, Pohorsch, Poschkau, Posluchau, Punkendorf, Rautenberg, Reigersdorf, Reisendorf, Rudelzau, Schmeil, Schmiedsau, Schwansdorf, Seibersdorf, Siebenhöfen, Siegertsau, Sperberdorf, Stadt Liebau.

 

Ihr Motto:

 

Ein Mensch, der den Großvater nicht mehr kennt, sinkt zum Pöbel hinab und erlischt.

Ein Volk, das von seiner Geschichte sich trennt, wird von Gott von der Tafel gewischt.

Das Ehepaar gibt aus diesem enormen Datenbestand gegen geringe Gebühr auch Auskunft. Das bedeutet, dass Vorfahrenslinien aus dieser Gegend praktisch auf Knopfdruck quer durch die Jahrhunderte rekonstruierbar sind - eine unseres Wissens nach einmalige Situation in den böhmischen Ländern.

Bericht des Wiener Genealogenstammtisch 

austria-i@genealogy.net

Auszug aus der Olmützer Tageszeitung Denik vom 19.11.2008

Ubersetzung:

Sprechen kein tschechisch, aber in den Archiven könnten sie 100 Jahre forschen.

(Simona Horka)

Dreimal jährlich fährt das Ehepaar Titz aus Deutschland für 4-8 Wochen nach Olmütz Olomouc) und Nordmähren, um in den Archiven nach ihren Vorfahren zu forschen."Ich bin im Jahr 1944 in Groß-Waltersdorf im Kreis Bärn geboren, wo meine Mutter herstammte. "Aber von den zwei Jahren, die ich hier lebte, ist mir nichts mehr in Erinnerung", sagt Leo Titz mit einem Lächeln. Er ist in der Gegend des heutigen militärischen Übungsplatzes Stadt Liebau geboren. Damit er auch an den Ort gelangt, wo er geboren ist, benötigt er einen Passierschein.

Leo T. Vater stammte aus Schmeil (Smilov), die Mutter, die in Deutschland lebt und nach der Revolution mehrmals in der tschechischen Republik war, ist aus Groß Waltersdorf. "Da ich weder Unterlagen über meinen Großvater väterlicherseits noch seinen Geburtstag hatte, habe ich mich entschlossen, es herauszufinden.", sagt der Mann, der sich auch nach mehr als 60 Jahren noch als Moravan (= ein Mann aus Mähren) und Deutscher fühlt.

Ehefrau Rita hat zwar keine Wurzeln in Tschechien, forscht jedoch gemeinsam mit ihrem Mann. "Ich bin Deutsche, habe hier jedoch keine Vorfahren. Ich hatte zwei Möglichkeiten: entweder ich werde in den Archiven neben ihm sitzen und nichts verstehen oder ich lerne Kurent (Sütterlin)in den Archiven und werde mit ihm forschen. Ich habe mich für die zweite Möglichkeit entschieden und es ist sehr interessant" sagt sie begeistert.

Die Unterlagen in den Archiven sind nämlich in der altdeutschen Schrift Kurent (Sütterlin) geschrieben, die das Ehepaar von Grund auf lernte." Ursprünglich suchten wir nur unseren Namen, aber heute suchen wir auch nach den Vorfahren von Landsleuten aus Amerika, der Schweiz, Argentinien, Frankreich und deshalb mussten wir die Schrift gründlich lernen" sagt Herr Titz.

Nach Olmütz (Olomouc) fahren sie schon mehr als 20 Jahre. "Wir können uns über nichts beschweren, die Archivare helfen uns sehr, aber auch die Forscher in den Archiven. Wenn wir hier sind, sind wir täglich von halb sieben bis vier Uhr im Archiv. Weil sie uns schon kennen lassen sie uns selbst in der Zeit forschen, wenn für den Publikumsverkehr geschlossen ist." lächelt Titz.

Für das Ehepaar ist Geschichte Steckenpferd. "Beide arbeiteten wir im Bereich der Elektrotechnik, ich musste häufig viele Überstunden machen und in Urlaub sind wir nach Olmütz (Olomouc) und in die Dörfer nach Mähren gefahren" erinnert sich Titz. Sie haben 74 Dörfer erforscht. Alles machen sie auf eigene Kosten und die Ergebnisse ihrer Arbeit bieten sie den Landsleuten in der ganzen Welt gegen ein kleines Entgeld an. In den letzten Jahren haben sie ihre Nachforschungen auf eine größere Gebiet ausgeweitet, sie fahren auch nach Troppau. Die ersten Aufzeichnungen aus dem Archivmaterial, die sie in Büchern veröffentlicht haben, reichen bis in die Zeit des dreißigjährigen Krieges. Der Stammbaum der Familie Titz, den sie erstellt haben, beginnt im Jahr 1659.

Am Anfang wohnten sie im Hotel. "Seit fünfzehn Jahren haben wir eine Wohnung , das ist sicher günstiger," sagen sie. Obwohl sie so häufig hier sind, wollen sie nicht mehr tschechisch lernen. Zu dem sehen sie keine Notwendigkeit, weil die Mehrzahl der Menschen, mit denen sie Kontakt haben, deutsch spricht. " Aber mein Vater konnte tschechisch, er lernte im Kaffee Corso und arbeitete im Hotel Palac. Einige Wörter können wir trotzdem, hauptsächlich verschiedene Speisen, " lächelt Titz. Die beiden Söhne fahren ab und zu auch nach Olmütz, einer ist sogar ein großer Fan von Fussballclub Sigma Olmütz.

Macht es noch Spaß, nach so vielen Jahren ? Und gibt es überhaupt noch etwas zu finden?

" Wir könnten noch hundert Jahre in den Archiven forschen und wären immer noch nicht fertig," antwortet einstimmig das Ehepaar.

Das Ehepaar Leo und Rita Titz

(Artikel neben dem Foto)

Leo Titz wurde im Jahr 1944 in Groß Waltersdorf geboren, einem nicht mehr existierendemDorf im militärischen Gebiet Stadt Liebau. Nach der Abschiebung der Deutschen und nachfolgendem kurzzeitigem Einzug der Tschechen ist das Dorf untergegangen. Geblieben ist dort nur ein Denkmal, das an die Deutschen erinnert. Heute lebt er mit Ehefrau Rita in Bretten in Deutschland. Im Jahr 1986 entschloß er sich nach seinen Vorfahren zu suchen, insbesondere dem Großvater väterlicherseits. Das einzige, was er von ihm wusste, war, dass er bei der Eisenbahn arbeitete, was der Großmutter nicht gefiel und sie sich deshalb scheiden ließ.Die Großmutter musste häufig nach Olmütz fahren um Eier und Butter zu verkaufen, da Großvater keinen Unterhalt für die Kinder zahlte. Mit der Zeit erhielt das Ehepaar die ersten Informationen aus dem Staatsarchiv in Olmütz und den örtlichen Ämtern in Mähren; außerdem forschten sie in den Matriken, Grundbüchern und Chroniken. Derzeit befassen sie sich mit den Gerichtsurteilen.

 In Deutschland bearbeiten sie dann alles, schreiben es ab und überlassen es den Interessenten für einen symbolischen Betrag. Derzeit haben sie ca. 300 - 400 abgeschriebene Matriken und verzeichneten mehr als 200 000 Geburten, 60 000 Hochzeiten und 150 000 Todesfälle aus der Zeit 1659 bis 1946. Für diese Tätigkeit wurde Leo Titz im Jahr 2006 vom Bundespräsident der BRD ausgezeichnet.

Foto: Sie suchen die Wurzeln.

Das deutsche Paar Leo Titz und Ehefrau Rita begannen in den Archiven in Stadt Liebau nach den Familienwurzeln zu suchen. Heute helfen sie auch anderen Landsleuten aus der ganzen Welt.

Zur Zeit haben wir fast 300 000 Geburten 82 000 Hochzeiten und 220.000 Todesfälle.

Übersetzung Frau H.Zwesper

 

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